Vor vielen, vielen Jahren hatte der Großvater ein großes, stattliches Pferd namens Sebastian. Eines Tages zogen die beiden frühmorgens in das Moor, um Waldstreu heimzuholen. Dieses Moor, tief im Wald hinter der Blockheide gelegen, war von jeher gescheut, da sich dort der Tummelplatz von vielerlei Gestalten, finsteren und freundlichen, häßlichen und schönen, befindet. Vor allem dann, wenn sich der morgendliche Nebel nach einer dunklen Nacht auflöst.
Als der Großvater mit seinem Pferd dort ankam, hatten sich die Nebel bereits gelichtet, war der Weg doch lang gewesen und die Sonne mittlerweile hoch am Himmel. Pferd Sebastian stand am Waldesrand während der Großvater mit seinem Holzrechen arbeitete. Da vernahm er Geräusche aus einem großen Haufen von Ästen. Ein nächtlicher Sturm hatte nämlich eine riesige Tanne am Moorrand entwurzelt und über einen großen Felsblock geschleudert, sodass sie ganz schief und geknickt dalag.
Der Großvater kam näher, um zu sehen, was denn da sei und erblickte unter dem mächtigen Stamm liegend ein Männlein mit großem, grünem Hut. Das war eines jener Heidemännlein, welche man eigentlich niemals zu Gesicht bekommt. Es flehte: „Hilf mir und befreie mich aus meiner Not. Der Baum hat mich eingeklemmt und ich komm nicht mehr los”. Geschwind holte der Großvater seine Waldhexe, ein altbewährtes Werkzeug bei der Holzarbeit, und mühte sich ab, den mächtigen Stamm zu bewegen. Doch es gelang nicht. Nun mußte auch das gute Pferd Sebastian heran. Beide, das Pferd und der Großvater zogen aus Leibeskräften. Und tatsächlich, der schwere Stamm rührte sich und flugs war das Heidemännlein hervorgeschlüpft und rief, bevor es verschwand „Hufeisen im Stein, so soll´s sein”. Und schon war es weg. Der Großvater wunderte sich zwar, ging aber doch wieder seiner Arbeit nach und kehrte spät abends mit seinem Pferd, müde von der schweren Arbeit, nach Hause zurück.
Zeitig am nächsten Morgen, als die beiden wieder zur Arbeit in die Blockheide ziehen wollten, löste sich am Haustor ein Hufeisen vom rechten Vorderfuß des Pferdes, blieb in einem Pflasterstein stecken und ließ sich nicht mehr lösen. Da fiel dem Großvater wieder jener seltsame Ruf des Heidemännleins ein. Alsbald lockerte er den Stein samt dem Hufeisen aus dem Pflaster. Und siehe da: Ein Säcklein mit einigen Goldmünzen kam zum Vorschein und ein Zettel, auf dem stand: Ist das Eisen im Stein, fängt´s das Glück immer wieder ein. Da war die Überraschung groß. Das Pferd Sebastian erhielt schöne neue Hufeisen und einen großen Sack voll Hafer, der Großvater freute sich über eine neue Pfeife samt gutem Tabak.
Der Stein mit dem Hufeisen wurde wieder an seine Stelle gesetzt und fängt seit jener Begebenheit am Tor des Heidehofes recht fleißig das Glück ein.

© Christian Schwingenschloegl

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